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Verhindert das Finanzsystem Nachhaltigkeit?

Ackermann und die Deutsche Bank lassen grüßen: Aus der Exponentialkurve lässt sich ablesen, wie mit steigenden Renditeerwartungen das Finanzsystem schneller in die Krise schlittert.

Die Antwort, die der Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Berger, ehemals Professor an der Hochschule Pforzheim, im März bei seinem Vortrag im überfüllten Umweltzentrum auf diese Frage gab, lautete: „Ja.“ So überraschend die Finanzkrise für die breite Öffentlichkeit kam, so einfach und plausibel war seine Erklärung dafür, dass sie zwingend kommen musste: Zinsen können Banken ihren Kunden nur bezahlen, wenn sie andere Kunden haben, die in mindestens gleichem Umfang Zinsen bezahlen und sich dafür entsprechend verschulden. Je größer das Vermögen in der Gesamtheit, desto mehr Schulden müssen dem entgegenstehen. Zinseszinsen führen zu einer exponentiellen Entwicklung dieses Teufelskreises, bis die große Spekulationsblase platzt und das ganze System zusammenbricht. Nachhaltigkeit habe in diesem System keinen Platz, weil die Zinslast, die in jedes Produkt eingerechnet ist und häufig sogar den größeren Preisanteil ausmache, die meisten Unternehmer zu schnelllebigen Entschlüssen zwinge.

Ähnlich einfach klang die Empfehlung des Referenten für eine Reform des Systems: Zinsen abschaffen und das Geld mit einer Art negativem Zins („demurrage“) belasten. Geld, das nicht ausgegeben wird, verliert danach an Wert. Mit diesem Ansatz, der auf den Sozialreformer Silvio Gesell (1862-1930) zurückgeht und auch Regionalwährungen wie dem Karlsruher Carlo zugrunde liegt, soll ein Anreiz geschaffen werden, das Geld nicht auf der Bank zu horten, sondern beständig im Wirtschaftskreislauf zu halten. Das Ergebnis: Kein Zwang zum ständigen Wirtschaftswachstum und dennoch jede Menge Innovationen, Vollbeschäftigung und mehr Kaufkraft für alle.

Blühende Landschaften ohne Zinsen also? So sehr Berger mit seiner Problemanalyse überzeugen konnte, so viele Fragen blieben gerade im Hinblick auf die Nachhaltigkeit offen. Innovationen und mehr Kaufkraft sind keineswegs eine Gewähr für mehr Nachhaltigkeit und einen besseren Schutz unserer Lebensgrundlagen. Luxus ist in aller Regel das genaue Gegenteil davon. Macht es da wirklich Sinn, die heutige Konsumhysterie mit ihren fatalen Folgen noch aufzuwerten, indem der Anreiz zum ständigen Geldausgeben zum Schlüssel des Finanzsystems gemacht wird?

Dennoch: Dass unser Wirtschaftssystem nicht zukunftsfähig ist, lag schon lange auf der Hand. Um überhaupt Alternativen dazu entwickeln zu können, muss zunächst die systemimmanente Denkblockade in unseren Köpfen aufgehoben werden, die fast sämtliche Wirtschaftsanalysen von Politik und Medien bestimmt. Der Vortrag von Berger war ein wichtiger Beitrag dazu.

Reiner Neises

Weitere Informationen zum Regionalgeld Carlo unter www.carlo-regional.de

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/09

Stand des Artikels: 2009! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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